Hauptinhalt

2020 – Das Jahr von Roman Ingarden

NACH BESCHLUSS

DES SEJM DER REPUBLIK POLEN

vom 13. Juni 2019,

wird das Jahr 2020 zum Jahr von Roman Ingarden erklärt.

Im Jahr 2020 jährt sich zum 50. Mal der Todestag von Roman Ingarden, einem der bedeutendsten polnischen Philosophen. In Anerkennung seiner großen Verdienste hat der Sejm der Republik Polen beschlossen, ihn zu würdigen.

Roman Ingarden wurde 1893 in Krakau geboren. Er studierte Mathematik und Philosophie in Lemberg (heute: Lwiw) und Göttingen, aber auch in Wien und Freiburg i. Br. Der Betreuer seiner 1918 verteidigten Doktorarbeit war Edmund Husserl. Ab 1933 war Roman Ingarden Professor an der Jan-Kazimierz-Universität in Lemberg. Nach dem Krieg arbeitete er an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Thorn (heute: Toruń) und an der Jagiellonen-Universität in Krakau. Er war außerdem Mitglied der Polnischen Akademie der Gelehrsamkeit und der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

Roman Ingarden hinterließ ein beeindruckendes Werk, das Bücher, Artikel, Übersetzungen und Manuskripte zu einer Vielzahl von Themen umfasst: von der Literaturphilosophie über die Ästhetik und die Erkenntnistheorie bis zur Ontologie. Obwohl der Ausgangspunkt seiner Arbeit die Phänomenologie war, entwickelte er mit der Zeit seinen eigenen originellen Denkstil und eine eigene Terminologie, die die polnische Sprache der Philosophie bereicherte.

Seine intellektuelle Kompromisslosigkeit ist besonders hervorzuheben. Während der deutschen Besatzung schrieb er sein Hauptwerk „Spór o istnienie świata” (Der Streit um die Existenz der Welt). Wegen seiner kritischen Haltung zum Marxismus wurde ihm 1950 das Recht entzogen, an seiner Alma Mater, der Jagiellonen-Universität, zu lehren und Arbeiten zur Phänomenologie zu veröffentlichen. Er nutzte diese Zeit, um unter anderem eine vorbildliche Übersetzung von Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft zu verfassen. Obwohl er selbst Rationalist war, korrespondierte er jahrelang mit Edith Stein, und zu seinen Schülern gehörten Karol Wojtyła und Józef Tischner.

Im Jahr 1956 kehrte er an die Universität zurück. Bis zum Ende seines Lebens arbeitete er intensiv, veröffentlichte, nahm an zahlreichen internationalen Kongressen teil und hielt Vorträge in Europa und den Vereinigten Staaten. Besondere Anerkennung erlangte er in den USA und in Deutschland, wo er zu den bedeutendsten zeitgenössischen Philosophen gezählt wird. Der Sejm der Republik Polen, der von der Einzigartigkeit des Werks und der Haltung des Philosophen überzeugt ist, hat das Jahr 2020 zum Jahr des Roman Ingarden erklärt.

MARSCHALL DES SEJM / – /

Marek Kuchciński

QUELLE: https://orka.sejm.gov.pl/opinie8.nsf/nazwa/3419_u/$file/3419_u.pdf