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Katalog „Von Breslau nach Jerusalem. Channah Erika Tworoger – Edith Steins Nichte“

Maayan de Sánchez

Von Breslau nach Jerusalem.
Channah Erika Tworoger – Edith Steins Nichte

Übersetzung ins Polnische: Ewa Mikulska-Frindo
Übersetzung ins Englische: Maayan de Sánchez, Marcin Tereszewski, Małgorzata Juzwa
Vorwort, redaktionelle und inhaltliche Bearbeitung: Anna Siemieniec

Von Breslau nach Jerusalem … Diesen Weg wählte bei ihrer Flucht vor dem Nazi-Regime die heute vor 110 Jahren geborene Erika Fanny Tworoger. Über ihr Leben war bislang wenig bekannt. Es lagen nur zwei Familienfotos vor, auf denen sie als Baby abgebildet ist. Es war im Sommer 1911, als Elfriede (Frieda) Tworoger mit ihrer sieben Monate alten Tochter Erika auf dem Arm an die Tür ihres Elternhauses in der Michaelisstraße (heute ul. Nowowiejska) klopfte. Ihre Ehe mit Salo Tworoger, einem Witwer aus Gleiwitz (heute Gliwice), der bereits zwei Kinder aus seiner ersten Beziehung hatte, war gerade zerbrochen. Auguste Stein empfing ihre Tochter und Enkelin mit offenen Armen, und die kleine Erika wuchs ohne Vater, dafür im Umfeld einer Mehrgenerationenfamilie auf.

Als Familie Stein nach dem dramatischen Judenpogrom in der sogenannten Kristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938 nach Auswanderungsmöglichkeiten aus Deutschland suchte, um antisemitischen Verfolgungen zu entkommen, blieb für Erika die Ausreise nach Palästina die einzige Option. In Breslau hinterließ sie ihre Mutter Elfriede, der es nicht gelang, ein Ausreisevisum aus Nazi-Deutschland zu erhalten. Diejenigen, die Breslau verlassen hatten, überlebten. Diejenigen, die geblieben waren, starben im Holocaust.

Im Dezember 2020 nahm Shlomo Kovalski (Cohen), Sohn von Channah Erika und Itzhak Mendel Cohen, mit dem Edith-Stein-Haus in Wrocław Kontakt auf. Infolge umfangreicher Korrespondenz, die unter Beteiligung von Maayan de Sánchez geführt wurde, ergriffen wir entsprechende Maßnahmen, um Erika in den Zimmern ihres Elternhauses, wo sie 28 Jahre ihres Lebens verbrachte, zu gedenken. Ihr sind ein neuer Teil der Dauerausstellung und diese Publikation, die eine reiche Auswahl an den von Shlomo Kovalski überlieferten Familienarchivalien darstellt, gewidmet. Sie enthält Abbildungen bisher unveröffentlichter Unterlagen: einmalige Fotos, Briefe, Postkarten, Dokumente und Familienandenken wie Erikas Poesiealbum mit handschriftlichen Einträgen von nächsten Familienmitgliedern und Freunden.

Erikas Leben, ihre Entscheidungen, Freuden und Leiden wurden von Maayan de Sánchez beschrieben. In ihrer Erzählung spürt man eine Vertrautheit mit und Kenntnis von jüdischer Kultur, aber auch eine emotionale Beziehung, wenn sie die schwierigsten Fragen aufgreift, die das dramatische Schicksal einzelner Mitglieder der Familie Stein während des Holocaust betreffen.

Aus dem Vorwort von Dr. Anna Siemieniec

Maayan de Sànchez (1951 in Göttingen geboren) schloss zunächst ein Lehramtsstudium für Englisch, Geschichte und Kunsterziehung ab. Später erwarb sie in einem Zweitstudium einen Magistergrad in Politikwissenschaft und Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft. Sie lebte in den Vereinigten Staaten, in Israel, Argentinien und Schweden. Im Jahre 2012 konvertierte sie – nach einer mehrjährigen Probezeit – vor einem orthodoxen Rabbinatsgericht zum Judentum. Mittlerweile ist sie pensioniert und wohnt in Berlin. Ihr Forschungsinteresse gilt seit geraumer Zeit den im fünfzehnten Jahrhundert von der Iberischen Halbinsel vertriebenen hispanischen Juden, insbesondere denen, die sich zur Konversion zum Christentum gedrängt fühlten. In diesem Kontext untersucht sie das verschlüsselte Werk eines Renaissance-Malers jüdischer Abstammung.

Der Katalog wurde in Polnisch, Deutsch und Englisch erstellt.

Die im Katalog präsentierten Fotos und Dokumente stammen aus dem Archiv von Shlomo Kovalski.

Das Programm mit dem Titel Das Erbe Edith Steins wird von der Edith-Stein-Gesellschaft und dem Zentrum Erinnerung und Zukunft in den Jahren 2021-2025 aus Mitteln des Ministeriums für Kultur, Nationales Erbe und Sport und aus Mitteln der Stadt Wrocław realisiert.